Das Sammlungsobjekt des vierten Quartals 2011 ist Bestandteil der Gustaf-Dalman-Sammlung der Theologischen Fakultät. Das Festkleid mit Stickereien im Bethlehemstil wurde zur Ausstattung der Braut in Palästina Anfang des 20. Jahrhunderts gefertigt.
Auffällig sind der sehr große Brustlatz mit gold-gelben Stickereien und die verzierten Ärmel. Sowohl hinten als auch vorne verläuft in der Mitte des Kleides ein breiter schwarzer Streifen. Abschluss findet dieser auf der Rückseite in orangefarbenen, roten und gold-gelben Querstreifen.
Die Kunst des Stickens gilt in Palästina am Anfang des 20. Jahrhunderts als weibliche Beschäftigung. Besonders die Stickereien in Bethlehem und Jerusalem sind für ihre farbenprächtigen Muster bekannt. Mit der Hilfe von großen Rahmen, in die der Stoff gespannt wird, können diese großflächigen Muster angefertigt werden. Zuvor werden siemit angespitzter Seife vorgezeichnet. Die Stickerin hockt während dieser Arbeit auf einem Kissen hinter dem Stickrahmen.
Diese detaillierten Beschreibungen sind kennzeichnend für Gustaf Dalmans Arbeitsweise. Er war seit 1917 Professor für Altes Testament an der EMAU Greifswald. Als Begründer der Palästinawissenschaft widmete er sich bis zu seinem Tod der Erforschung und Dokumentation Palästinas. Seine Ergebnisse bündelte er in dem 8-bändigen Werk „Arbeit und Sitte in Palästina“. Dazu sammelte er zur Anschauung seit 1899 bis 1914 Realien, die seine Beschreibungen unterstützten. Teile davon sind heute im Gustaf-Dalman-Institut zu sehen. Glasplattenbilder und Fotografien, Gesteinsproben, eine Keramik- und Hölzersammlung, Produkte der Getreideverarbeitung, Haus- und Ackergeräte, Landkarten, archäologische Funde, Reliefkarten und Kleidung zählen zu der Sammlung. Sie geben dem Besucher einen einmaligen Einblick in das Land Palästina am Anfang des 20. Jahrhunderts.
Beschreibung: Ruth Wehning, Museologie- und Kunstgeschichts-Praktikantin der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg