Das Sammlungsobjekt des 1. Quartals 2014 befindet sich in der deutschlandweit einzigen Sammlung für Geburtshilfe, operative und konservative Gynäkologie einschließlich der Kontrazeption sowie der geburtshilflich-gynäkologischen Lehre in der alten Frauenklinik an der Wollweberstraße 1-3. Die Sammlung beherbergt eine Vielzahl von weltweit einzigartigen Instrumenten, welche ein all umfassendes Bild über die Geschichte der Bereiche liefert. Das hier vorgestellte Kolposkop wurde 1924 von dem Gynäkologen Hans Hinselmann (1884-1959) erfunden.
Der Begriff Kolposkop leitet sich aus dem Griechischen „kolpos“, die Scheide und „skop“, was so viel wie ansehen bedeutet, ab. Der Name lässt erahnen, wofür dieses Instrument verwendet wurde. Mit einem Kolposkop war es möglich geworden, die Schleimhaut der Scheide und des Gebärmuttermundes zu betrachten und sehr frühe Veränderungen zu erkennen, die als Vorstadien des früher außerordentlich häufigen Gebärmutterhalskrebses gelten. Damit war es erstmalig in der Geschichte der Medizin gelungen einen Krebs innerhalb des Körpers schon vor seiner Entstehung zu erkennen und gezielte Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen.
Das Kolposkop wurde 1924 von Hans Hinselmann erfunden. Das hier ausgestellte Unikat stammt aus seinem Privatbesitz und wurde von ihm erstmalig in der Welt in seiner Praxis eingesetzt. Letztendlich stellt es eine Lupe mit Beleuchtung dar um kleinste abnorme Befunde am Gebärmuttermund erkennen zu können. Sein erster Prototyp erreichte bereits eine 10-fache Vergrößerung. Dabei stellte er eine Präparierlupe auf Bücher, um die passende Höhe einstellen zu können und konnte mit Hilfe einer Lampe, die eine Schwester hielt, mit der Untersuchung beginnen. Nach vielen weiteren Versuchen entwickelte Hinselmann mit Hilfe der Firma Leitz das hier gezeigte erste praxistaugliche Kolposkop, das eine bis zu 20-fache Vergrößerung gestattete. Mit dieser Erfindung konnten bislang bei hunderttausenden Frauen ein Gebärmutterhalskrebs verhindert werden. Moderne Geräte sind heute mit einer Foto- und Videotechnik gekoppelt und ermöglichen fast mikroskopische Diagnosen und gehören in jede gynäkologische Praxis.
Das Kolposkop ist ein Geschenk von Dr. Stefan Seidl aus Hamburg, dessen Onkel das Instrument 1948 käuflich von Hinselmann erworben hat.
Text: Josephine Wunderlich
Fotos: Josephine Wunderlich und Jan Zude
Literatur: Hans Hinselmann: „Verbesserung der Inspektionsmöglichkeiten von Vulva, Vagina und Portio“ IN: Münchener Medizinische Wochenschrift, 72. Jahrgang II. Hälfte, J.F. Lehmann Verlag, München, 1925.