Das Sammlungsobjekt des 2. Quartals 2015 ist aus der Kartensammlung des Instituts für Geographie und Geologie der Universität Greifswald. Die erste topographische Landvermessung Vorpommerns seit den Vermessungsarbeiten Eilhard Lubins zu seiner großen Pommernkarte von 1618 wurde in den Jahren um 1760 unter Beteiligung Andreas Mayers – dem bedeutenden Greifswalder Professor für Mathematik und Physik, nach dessen Plänen auch das Hauptgebäude der Universität gestaltet wurde – durchgeführt. Die Triangulation (Dreiecksmessung) stellte die Grundlage eines exakt bestimmten Koordinatensystems dar. Die näher an der tatsächlichen Formung der Küsten und des Landes liegenden Verläufe sind u. a. gut anhand des runderen Umrisses der Halbinsel Jasmund im Nordosten Rügens sichtbar.
Ein detaillierter lateinischer Text gibt Auskunft über Mayers Vermessungskünste. Leider verzichtete er auf die Darstellung der administrativen Grenzen innerhalb des verbliebenen schwedischen Teils Pommerns, da Mayer diese als zu unbeständig empfand. Eine Neuerung besteht in der Darstellung des Straßennetzes. Geringfügige Mängel, wie das Fehlen einer Legende oder der Verzicht auf Illustration der wirtschaftlichen Infrastruktur (Mühlen, Ziegeleien usw.), schmälern die Ergebnisse dieser präzise berechneten Glanzleistung kaum.
Text: Simon Spill
Objektdaten zur Karte:
Titel: Pomeraniae Anterioris Svedicae ac Principatvs Rvgiae Tabvla Nova
Beteiligte Personen: Andreas Mayer als Autor; Tobias Conrad Lotter (1717 – 1777)
Maßstab: ca. 1 : 200 000
Veröffentlichung: 1763
Format: 49,6 x 62,0 cm
Kartensammlung des Instituts für Geographie und Geologie
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Scan: Petra Wiese
Literatur:
Jäger, Eckard: Die Insel Rügen auf alten Karten: Vier Jahrhunderte Kartografiegeschichte
1532 – 1885, Husum 2014, S. 126 – 129.