Das Sammlungsobjekt des 4. Quartals 2013 befindet sich in der kürzlich sanierten Kuppel des alten Physikalischen Instituts in der Domstraße 10a. Die Sternwarte mit ihrem 20cm-Linsen- und 40-cm-Spiegelteleskop von Carl Zeiss Jena bietet beeindruckende Ansichten des Firmaments. Dies kann man z.B. bei Mond- und Planetenbeobachtungen oder während einer Sonnenprojektion eindrucksvoll erleben.
Die Astronomie in Greifswald beginnt vor über 250 Jahren mit Beobachtungen zu den Venus-Transiten von 1761 und 1769 durch Andreas Mayer und Heinrich Lambert Röhl. Diese Beobachtungen wurden seinerzeit weltweit durchgeführt (u.a. auf den Weltreisen von James Cook) und dienten der exakten Bestimmung der Planetenabstände im Sonnensystem.
In dieser Tradition ließ Anton Oberbeck während des Neubaus des Physikalischen Institutes (1889 – 91) bereits einen Turm errichten, der zunächst für meteorologische Zwecke genutzt wurde. Den engagierten Physikern und Mathematikern Friedrich Krüger und Alfred Klose gelang später der Aufbau einer drehbaren 6m-Kuppel. Der 20-cm-Zeiss-Refraktor mit einer Brennweite von 3.000 mm ist eine Leihgabe der „Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität Greifswald“ und ging am 12. Juli 1924 in Betrieb. Um das neue Teleskop am Astronomisch-Mathematischen Institut intensiv für wissenschaftliche Beobachtungen und Messungen zu nutzen, wurde 1925 Erich Schönberg aus dem finnischen Helisingfors berufen. Insbesondere die Beobachtungen der schmalen Mondsichel mit den plastisch wirkenden Mondkratern gehörten zu den praktischen Übungen für die Studierenden. Durch einen glücklichen Umstand gehört heute der Erstdruck der beeindruckenden „Selenographia“ von Johannes Hevelius, dem ersten Mondkatalog (Abb. 2), zu den großen Schätzen der Universitätsbibliothek.
Der bekannte Greifswalder Astronom Paul ten Bruggencate sorgte dafür, dass im März 1935 die Beobachtungen und fotografischen Aufnahmen von veränderlichen Sternen mit dem 40-cm-Newton-Spiegelteleskop von Zeiss (2.800 mm Brennweite) beginnen konnten [2]. Weil ein Mondkrater nach ten Bruggencate benannt ist und gleichzeitig um an seine Verdienste zu erinnern, beschaffte der Verein im letzten Jahr nach aufwändigen Recherchen den neusten Mondglobus aus den USA, siehe Foto 1. Die Aufnahmen von Lunik 3 aus dem Jahr 1959 weisen dagegen noch weiße Flecken auf, da der Mond uns immer dieselbe Seite zeigt.
Seit 1992 lädt der Greifswalder Sternwarte e.V. alle Interessierten zu Beobachtungen von Sonne, Mond und Sternen ein. Der nächste Höhepunkt ist der „5. Astronomietag in MV“ am 18./19. Oktober 2013.
Vielen Dank an die Universitätsbibliothek für die freundliche Unterstützung.
Text: Tobias Röwf
Bildnachweise: Foto 1 und 2: Tobias Röwf, Abb. 1 und 2 in [1] mit freundlicher Genehmigung der Universitätsbibliothek Greifswald
Literatur:
[1] Johannes Hevelius, „Selenographia“, Selbstverlag, Erstdruck, 1647, Signatur UB-HGW: 521 / Rb 348 2°
[2] Holger Kersten, „150 Jahre Physikalisches Institut“, S. 51-68, Juni 1998, Universität Greifswald
(Reservierungs-)Anfragen unter: sternwarte-greifswald@web.de