Bei einem Umzug ordnen sich die Dinge neu, manches geht verloren und Altes wird überraschend neu entdeckt. Das Kunstinstitut in der Bahnhofstraße wird saniert. Bei den Vorbereitungen auf diese Veränderungen wurde eine fast vergessene Sammlung von tausenden Kinderzeichnungen aus den Jahren 1956 bis 1990 wiederentdeckt. Die Zeichnungen sind sorgfältig nach Jahren sortiert und teilweise namentlich erfasst, archiviert sind sie jedoch bisher nicht. Das Durchstöbern dieser alten Kinderarbeiten lässt jedoch das wissenschaftliche Potential erahnen.
Um schon einmal einen winzigen Teil der Sammlung das Licht der Welt wiedererblicken zu lassen, möchten wir zwei der vielen Zeichnungen als Sammlungsobjekt des Monats Oktober präsentieren. Kinderarbeiten regen in besonderer Weise die Kommunikation über ästhetische, kunstpädagogische und entwicklungspsychologische Fragen an. Diese Zeichnungen haben ihre ganz eigene Sprachform. Sie sind geprägt von einem ursprünglich spontanen Charakter und einer tiefen Bemühung sich die Welt anzueignen und gleichsam auszudrücken. Neben der Eigensprache des Kindes ist der erzählerische Wert der Arbeiten auffällig. Die Arbeiten zeigen die Umgebung der Zeichnenden, ihre Interessen, Neigungen, Wünsche, Sorgen und sind so auch als wertvolle Zeitzeugen zu verstehen.
Die gefundenen Arbeiten sollen zeitnah archiviert und für Wissenschaft und Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Sie sind eine interessante Bereicherung der bereits seit Jahrzehnten bestehenden, sehr umfangreichen Graphiksammlung des Caspar-David-Friedrich-Instituts. Diese Graphiksammlung umfasst Arbeiten bekannter Künstler wie etwa Emil Nolde, Max Liebermann oder Käthe Kollwitz, eine Plakatsammlung, hauptsächlich aus der Zeit von 1906 bis 1914, und letztlich eine hochinteressante Sammlung von Arbeiten ehemaliger Studierender und Lehrender des Instituts aus den letzten 60 Jahren.