Aus dem Nachlass von Dr. Heinz Beisker (1908-1991) in der Akademischen Kunstsammlung der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Das Sammlungsobjekt stammt aus dem Nachlass des Theatermalers und Bühnenbildners Dr. Heinz Beisker (1908-1991). Die 22,5 cm hohe und 51 cm breite Tuschezeichnung trägt den Titel „Eldena-Wiek bei Greifswald“ und wurde vom Künstler sowohl signiert als auch auf den 24.12.1982 datiert. Aus Vogelperspektive blickt der Betrachter auf die Flussmündung des Rycks in den südlichen Teil des Greifswalder Boddens. Im Zentrum steht dabei die hochgezogene Holzklappbrücke, die 1887 nach holländischem Vorbild erbaut wurde.Während zwei Segelschiffe passieren können, warten zwei beladene Pferdefuhrwerke auf ihre Durchfahrt. Auf der Wiecker Seite befinden sich vier Bauernhäuser umgeben von Bäumen, Sträuchern und Feldern. Der Übergang vom Festland zum Wasser ist bis auf die Flussmündung nur sporadisch angedeutet.
Der in Pommern gebürtige Künstler Heinz Beisker lebte und wirkte als Multitalent nach 1945 in Braunschweig, Düsseldorf, Essen, Krefeld-Mönchengladbach und Rheydt. Als Kunsthistoriker, Bühnenbildner, Theatermaler, Kunstlehrer und Auktionator verschaffte er sich einen Namen in Kunstkreisen des Ruhrgebietes. Heinz Beisker verbrachte seine Kindheit in Greifswald. Schon damals entwickelte er eine Leidenschaft zur See, die Beisker sich ein Leben lang erhielt. Bereits mit sechs Jahren segelte er mit einem kleinen Boot über die Dänische Wieck. Sein Studium der Kunstgeschichte und Germanistik absolvierte er sowohl an der hiesigen Universität Greifswald als auch in Berlin. Es folgten später zusätzliche Ausbildungen als Bühnenbildner und Theatermaler mit anschließenden Einstellungen an renommierten Theaterhäusern wie z.B. dem Staatstheater Braunschweig, Opernhaus Düsseldorf, der Städtischen Bühne Essen und dem Staatstheater Karlsruhe. In seinem Schaffen übten maritime Motive eine besondere Anziehungskraft aus. So stellt die Landschaftsskizze von „Eldena-Wiek bei Greifswald“ auf beeindruckende Weise die Sehnsucht eines 74 jährigen Künstlers nach seinen heimatlichen Wurzeln dar. Seit 1934 hatte er Greifswald, auch durch die Teilung Deutschlands und später durch eine Krankheit nicht mehr wiedersehen können. Das Arrangement der Handzeichnung spiegelt Eldena und Wieck aus einer sehr emotionalen Perspektive und Erinnerung – so wie der Künstler Beisker den idyllischen Ort vor dem Zweiten Weltkrieg, als noch Pferdefuhrwerke die Holzbrücke passierten, im Gedächtnis bewahrt hat.
Die Tuschezeichnung stammt aus der großzügigen und umfangreichen Schenkung der Witwe Anna Maria Beisker aus Düsseldorf an die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald im September 2011. Bereits 2004 erhielt das Theatermuseum Düsseldorf von Anna Maria Beisker eine theaterhistorische, wie künstlerische wertvolle Schenkung von ca. 300 Bühnenbildentwürfe, Skizzen und Fotos aus der Wirkungszeit ihres Mannes von 1930 bis 1966. Die Greifswalder Schenkung wird derzeit in der Kustodie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität digital erfasst und erstmalig erschlossen. Zu seinem Nachlass gehören neben zahlreichen Handzeichnungen von Stadt- und Hafenansichten, Küstenstreifen, Stränden sowie Flusstälern auch Aquarelle, Drucke und größere Ölgemälde.
Text: Rita Sauer
Eldena-Wiek bei Greifswald 24.12.1982
Dr. phil. Heinz Beisker
Signiert, datiert und bezeichnet Tuschezeichnung auf Papier Schenkung 2011 von Anna Maria Beisker
H: 33,5 cm, B: 51 cm
Inv.-Nr.: KUHB0060
Akademische Kunstsammlung Kustodie der Universität Greifswald
Foto: Torsten Veit