Im Jahr 1750 wurde das erste Anatomische Theater gegründet und eine anatomische Sammlung im Universitätshauptgebäude eingerichtet. Mit diesem Ereignis beginnt die Geschichte des Anatomischen Instituts Greifswald. Der Begründer der Sammlung, Andreas Westphal (1685-1747), erfasste 1760 erstmals alle vorhandenen Präparate in einem Katalog. Aus dem Ankauf der von August Scharschmidt (1720-1791) hinterlassenen Sammlung aus Berlin stammten die meisten humananatomischen Präparate. Zoologische Präparate gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Entstehung der vergleichend-anatomischen Sammlung geht auf Christian Rosenthal(1780-1829) zurück. Von 1808 – 1810 war er bereits Privatdozent in der Anatomie Greifswald. Als er 1820 als Ordinarius von Berlin zurückkam, begann er mit dem Aufbau der vergleichend-anatomischen Sammlung, dabei legte er seinen Schwerpunkt auf Meerestiere, insbesondere auf die in der Ostsee beheimateten Wale. Durch das Anwachsen der Studentenzahlen und die Vergrößerung der Sammlung durch den Ankauf der Braunschweiger Sammlung des Prosektors Berger musste ein neues Anatomiegebäude errichtet werden. 1855 wurden die Arbeiten am neuen Institut auf dem Gelände des ehemaligen Dominikanerklosters abgeschlossen. Für die Sammlung standen nun drei große Räume zur Verfügung, wo auch das von Rosenthal bearbeitete 16 Meter lange Walskelett einen Platz erhielt. Eine weitere bauliche Veränderung der Sammlung erfolgte 1955 unter dem Institutsdirektor Richard N. Wegner. Um den zahlreichen Medizinstudenten das Studieren makroskopischer und mikroskopischer Präparate unter guten Bedingungen ermöglichen zu können, war es notwendig das Institut umzubauen. Dabei wurde das Gebäude um ein neues Obergeschoss erweitert. Etliche neue Sammlungspräparate, durch Forschungsreisen oder Ankauf verstorbener Tiere aus zoologischen Gärten erworben, wurden zusammen mit den vorhandenen Sammlungsstücken in den neuen Räumlichkeiten untergebracht. Somit wuchs die Sammlung auf ihre heutige Größe von ca. 2500 Objekten an.
In der vergleichend-anatomischen Sammlung des Greifswalder Instituts befinden sich hauptsächlich osteologische (knöcherne) Präparate, darunter viele Schädel und ganze Skelette. Zu jeder Wirbeltierart sind Präparate gesammelt und systematisch sortiert worden, zum Beispiel Fisch-, Reptilien- oder Vogelskelette. Neben großen Elefanten-, Kamel- und Straußenskeletten können auch ganz kleine Knochen betrachtet werden. In einem Teil der Sammlung sind Schädel nach Gebisstypen sortiert. Die zahnarmen Tiere werden zum Beispiel durch Gürteltiere und Ameisenbären aus Südamerika vertreten. Schädel von Eichhörnchen und Biberratte zeigen das Gebiss der Nager. Eindrucksvolle Reißzähne der Eisbären oder Löwen als Raubtiere sind ebenfalls zu betrachten. Ein besonders interessantes Objekt ist ein über vier Meter langes Python-Skelett. Dieser noch nicht ausgewachsene Python war eine Schenkung eines ehemaligen Studenten und erreichte 1856 die Greifswalder Anatomie.
Vor ca. 50 Jahren haben die Wissenschaftler sich intensiv mit Bereichen der vergleichenden Anatomie beschäftigt. Auch in Lehrveranstaltungen wurden für Studenten einzelne Knochen und Skelette demonstriert. Heute sind die Menschenaffenschädel für die weitere Forschung von Bedeutung, bei der sich Wissenschaftler mit der funktionellen Morphologie innerer Schädelstrukturen wie zum Beispiel der Nasenhöhle und der Nasennebenhöhlen beschäftigen. Dabei geht es unter anderem darum, die Beziehungen der Nasennebenhöhlen zur Schädelarchitektur unter Berücksichtigung von Wachstum und Adaptation zu analysieren. Die Ergebnisse sind für das Verständnis von klinisch auffälligen Variationen von Interesse und ermöglichen durch die Einbeziehung entsprechender Daten rezenter und fossiler Primaten Einblicke in die Evolution des menschlichen Schädels.
Kontakt
Institut für Anatomie und Zellbiologie
Direktor
Prof. Dr. Karlhans Endlich
E-Mail: karlhans.endlich@uni-greifswald.de
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